Geschwisterlichkeit und Solidarität

| Seelsorgeraum Telfs

Bischof Hermann Glettler mit Missio-Direktor Johannes Laichner und Welthaus-Leiterin Julia Stabentheiner sowie den diözesanen VertreterInnen der Weltkirche aus vier Kontinenten.

Bei einem Pressegespräch im Haus der Begegnung in Innsbruck spannten Bischof Hermann Glettler, Missio-Direktor Johannes Laichner sowie die Leiterin Welthaus Innsbruck, Julia Stabentheiner, einen Bogen von der päpstlichen Enzyklika „Fratelli tutti“ zum bevorstehenden Weltmissions-Sonntag.

Beim Pressegespräch formulierten VertreterInnen aus der Weltkirche (Priester, Ordensleute, PastoralassistentInnen aus elf Nationen und vier Kontinenten) ihre Gedanken zur päpstlichen Sozial-Enzyklika.  

Bischof Glettler lädt VertreterInnen der Weltkirche ins Haus der Begegnung 

Im Vorfeld des Weltmissions-Sonntags hat Bischof Hermann Glettler VertreterInnen aus der Weltkirche (Priester, Ordensleute, PastoralassistentInnen), die in der Diözese Innsbruck ihren Dienst verrichten, zu einem Treffen ins Haus der Begegnung eingeladen. „Diesen MitarbeiterInnen möchte ich Danke sagen, sie vertreten eine große Gruppe von SeelsorgerInnen und Gläubige, die aus dem bunten Bild der Diözese nicht mehr wegzudenken sind. Sie repräsentieren mehrere Kontinente und viele Herkunftsländer – und damit Weltkirche, die in authentischer Weise in Tirol erlebbar ist“, so Bischof Hermann Glettler.

Glettler: „Fratelli tutti“ – ein energisches Plädoyer für eine globale Geschwisterlichkeit 

„Fratelli tutti“ bezeichnet Bischof Hermann Glettler als „ein energisches Plädoyer für eine globale Geschwisterlichkeit. Papst Franziskus legt mit ‚Fratelli tutti‘ eine in Gott begründete Sozialutopie vor, die uns herausfordert, groß und weitherzig zu denken.“

Letztlich gäbe es durch die Menschwerdung Gottes die eigentliche Erdung dieser großen Vision: „Jesus hat uns Menschen zu Geschwistern gemacht – unabhängig von allen kulturellen, sozialen und religiösen Barrieren.“

Der Bischof weiter: „Der Papst richtet seinen leidenschaftlichen Appell an alle Menschen guten Willens – es ist ein Appell, angesichts der großen Herausforderungen nicht in die Falle egoistischer Selbstbezogenheit und nationalistischer Abschottungen zu tappen.“

Die ausführliche, streckenweise atemberaubende Zusammenschau globaler Fehlentwicklungen sei ernüchternd und ermutigend zugleich, so der Innsbrucker Bischof. „ Es ist ein Auftrag, die Würde jedes Menschen anzuerkennen – und die beschämende Entwürdigung durch chronische Unrechtsituationen wie Hunger, Krieg und Vertreibungen zu beenden. Papst Franziskus ermutigt uns, in allen gesellschaftlichen Herausforderungen, Polarisierungen und Verhärtungen unbedingt den Dialog zu suchen – einen hörenden, nicht selbstherrlichen Dialog, der bereit ist, die Anliegen des Anderen zu würdigen und nicht nur die eigenen Interessen durchzusetzen. Die Vision des Papstes ermutigt alle, an einem größeren ‚Wir‘ zu arbeiten und den „konsumorientierten Lebensstil“ ernsthaft zu hinterfragen.“

Bischof Glettler abschließend: „Fratelli tutti ist ein höchst inspirierender Text – eine große Vision, keine Rezeptur für alltägliche Entscheidungen, vielmehr eine Einladung zu einer täglichen Haltungs-Übung, denn: ‚Das Gute, ebenso wie die Liebe, die Gerechtigkeit und die Solidarität erlangt man nicht ein für alle Male; sie müssen jeden Tag neu errungen werden.‘“

Laichner: Gerade jetzt braucht es Solidarität innerhalb der Weltkirche 

Johannes Laichner, Missio-Direktor der Diözese Innsbruck, unterstrich die Bedeutung des Weltmissions-Sonntags: „Papst Franziskus wollte den Weltmissions-Sonntag ausdrücklich NICHT verschieben. Er betont mit Recht, dass wir gerade jetzt unsere Solidarität innerhalb der Weltkirche durch Gebet und Spende unter Beweis stellen müssen.“

Laichner richtete stellte das ein Projekt aus dem diesjährigen Beispielland Uganda vor und appellierte an die Öffentlichkeit: Wir erleben es bei uns hautnah durch die Flut von Hilferufen, die wir erhalten: von Priestern, Ordensfrauen und engagierten Laien, die dafür kämpfen, Familien mit Bohnen, Öl, Reis, Mehl und Seife zu versorgen. Der Lockdown hat den Hunger in vielen armen Ländern vervielfacht und unsere kirchlichen Sozialeinrichtungen sind oft lebensrettend für viele Menschen. Ich bin von diesen Hilferufen berührt und kann nur bestätigen, dass unsere Brüder und Schwestern mehr denn je unsere Solidarität brauchen! 

Stabentheiner: Welthaus ermöglicht Begegnung zwischen Menschen verschiedener Kulturen 

Julia Stabentheiner, Leiterin Welthaus Innsbruck, hob zwei Bereiche aus „Fratelli tutti“ hervor: die gleiche Würde des Menschen und den Weg der Begegnung und des Dialogs.

Stabentheiner: „Wie geht Begegnung? Wie glückt Dialog? Wie können wir das Beste für alle suchen? Es geht um echtes Zuhören. Es geht um Freundlichkeit. Es geht darum den Blick auf die Menschen am Rand unserer Gesellschaft zu richten. Es geht darum, die Möglichkeit einzuräumen, dass wir von jenen etwas lernen können, die anderer Meinung sind und von denen, die uns fremd sind. Die Kirche hat in diesem Prozess eine wichtige Aufgabe. Sie möchte gemeinsam mit anderen Wege zu Zusammenarbeit und Frieden aufzeigen.

Genau diesem Ermöglichen von Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen, dieser affektive Aufmerksamkeit, diese Verbundenheit habe sich das Welthaus der Diözese Innsbruck seit seinen Anfängen auf die Fahnen geschrieben. Stabentheiner abschließend: „Unser Ziel ist es eine Kultur der Weltoffenheit in Tirol zu stärken und globale Verbundenheit spürbar zu machen. Wir bieten Menschen in Tirol die Möglichkeit, Menschen aus dem globalen Süden zu begegnen und von ihnen zu lernen.“ (dibk.at)